Wieder wurde am 1. Mai ein Feiertag begangen, der sich in seiner Herkunft und Bedeutung deutlich von allen anderen Feiertagen unterscheidet. Vor allem für SozialdemokratInnen und GewerkschafterInnen ist dieses Datum sehr wichtig. Aber woher kommt eigentlich dieses Exot unter den Feiertagen und warum gibt es auch in Bayern viele Menschen, für die der 1. Mai ein ganz besonderer Tag ist? Wird er doch hierzulande meist mit dem Aufstellen des Maibaumes oder einem lauschigen Tanz in den Mai assoziiert.

Internationaler Ursprung

Seinen Ursprung hat der „Arbeiterkampftag“ in den USA des späten 19. Jahrhunderts. Dass ausgerechnet das Land, das heute eher für Neoliberalismus und Turbokapitalismus steht der Geburtsort des weltweit begangenen Gewerkschaftstages ist, mag auf den ersten Blick erstaunen, aber in den Industriezentren des Mittleren Westens entwickelten sich schon bald nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg die ersten Gewerkschaften, übrigens maßgeblich mit aufgebaut von deutschen Auswanderern. Am 1. Mai 1886 traten rund 400.000 Beschäftigte aus 11.000 Betrieben der USA in einen mehrtägigen Generalstreik, um die Forderung nach einer täglichen Arbeitszeit von acht Stunden durchzusetzen. In Europa war diese Bewegung nicht weniger stark und trotz drohender Sanktionen beteiligten sich am 1. Mai 1890 in Deutschland etwa 100.000 Arbeiterinnen und Arbeiter an Streiks und Demonstrationen. Die SPD forderte bereits unmittelbar nach ihrer offiziellen Zulassung im Oktober 1890 die Einführung des 1. Mai als dauerhaften „Feiertag für die Arbeiter“

Immer noch aktuell oder nur noch Folklore?

Die Welt ist seitdem eine ganz andere. Viele Forderungen von damals sind mittlerweile erfolgreich erkämpft und auch der 1. Mai als Tag der Arbeit wurde im Laufe der Zeit immer wieder von verschiedenen Seiten missbraucht und von seinem ursprünglichen Ideal entfremdet. Die Nationalsozialisten verunstalteten den Gewerkschaftstag zum „Tag der nationalen Arbeit“ und nutzten ihn zur Inszenierung von militaristischen Aufmärschen und Leistungsschauen der deutschen Industrie. Im sogenannten „Real existierenden Sozialismus“ des kalten Krieges mussten die ArbeiterInnen zu staatlich verordneten Jubeldemonstrationen erscheinen, obwohl doch für alle ersichtlich war, dass Freiheit und die demokratischen Rechte der Bevölkerung für die dortigen Machthaber eigentlich Feindbilder waren.

Und trotzdem ist dieser Tag heute noch genauso aktuell wie vor 150 Jahren. Trotz zahlreicher Fortschritte bleibt noch sehr viel zu tun, und alle Erfolge, vom 8-Stunden Tag bis zur Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes, kamen nicht von selbst sondern mussten von Gewerkschaften und sozialdemokratischen Parteien gegen teils erhebliche Widerstände erstritten werden. Leider sind nach wie vor viele Themen, die das Leben von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern erschweren, immer noch aktuell. Seien es die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, eine wirkungsvolle Interessenvertretung in den Betrieben in Form von Betriebsräten oder eine gleichberechtigte Behandlung von Frauen, wenn es um Bezahlung und Aufstiegschancen geht.

Die Veränderung der Arbeitswelt bringt darüber hinaus wieder völlig neue Herausforderungen mit sich. Wie sorgt man für Arbeitsschutz im Homeoffice? Wie schützt man die Arbeitenden in prekären Jobverhältnissen bei Startup-Unternehmen wie Lieferando, Gorillaz & Co? Wie wehrt man sich gegen globale Superunternehmer wie Elon Musk und Jeff Bezos, die scheinbar glauben über dem Gesetz zu stehen? Die Antwort ist nach wie vor die gleiche: Nur gemeinsam sind wir stark! Starke Gewerkschaften zusammen mit einer politischen Führung, die den Respekt in den Mittelpunkt stellt, sind ein Garant dafür, dass die Uhr nicht wieder zurückgedreht werden kann.

Nach zwei Jahren „Coronapause“ trugen die Gewerkschaften in diesem Jahr ihre Forderungen wieder auf die Straße. Unter dem Motto „GeMAInsam Zukunft gestalten“ zeigten sie heuer wieder europaweit Flagge, auch auf Kundgebungen hier in der Region, wie etwa in Rosenheim am Sonntag.

Und Bad Endorf?

Auch in Bad Endorf hat der Kampf um soziale Gerechtigkeit eine lange Tradition. Vor 75 Jahren gründete sich der Ortsverein der SPD in Endorf und setzt sich seither für Verbesserung der Lebensverhältnisse in allen Bereichen ein. Wir als Mitglieder dieses Ortsvereins sind sehr stolz auf diese Tradition und fühlen uns ihr auch in Zukunft verpflichtet. Aber wir wollen es auch nicht versäumen, dieses besondere Jubiläum gebührend zu feiern und haben zu diesem Zweck am Samstag, den 23. Juli 2022, eine schöne Veranstaltung mit interessanten Gästen geplant. Der genaue Ablauf  wird gerade noch ausgearbeitet und demnächst veröffentlicht. Wir möchten jedoch schon jetzt empfehlen, diesen Termin im Kalender zu markieren. Am besten in Rot! Wir freuen uns!

Dominik Bergmann

für den SPD OV Bad Endorf